Über Umwege angekommenÜber Umwege angekommen

Kevin Yebo wechselt nach Chemnitz.

Über Umwege angekommen

Sachsens beste Korbjäger haben sich den nächsten Neuzugang gesichert. Der 2.07 Meter große und 97 Kilo schwere Kevin Jan Yebo kommt vom ProA-Ligisten Eisbären Bremerhaven und unterzeichnet bei den NINERS einen Vertrag bis Sommer 2024. „Wir waren bereits 2018 und 2019 an Kevin dran, nachdem er seinerzeit in Ehingen starke Leistungen zeigte. Auch danach haben wir seine Entwicklung stets verfolgt und sind glücklich, dass wir ihn nun für uns gewinnen konnten“, freut sich NINERS-Coach Rodrigo Pastore. „Ich wollte diesen Sommer unbedingt in die BBL wechseln und Chemnitz stand auf meiner Liste weit oben. Die Entwicklung des Standortes und die Arbeit von Headcoach Pastore sind beeindruckend“, unterstreicht der 26-jährige Yebo.

Dass der 2.07-Meter-Schlacks einmal in Deutschlands höchster Basketballliga auf Korbjagd geht, war vor rund zehn Jahren noch nahezu undenkbar. Seinerzeit hatte der gebürtige Bonner vor allem Fußball im Kopf, spielte als Teenager mal Stürmer, mal Mittelfeld, später auch Innenverteidiger. Erst mit 16 kam er durch ein Schnuppertraining an seiner Schule mit Basketball in Berührung und zockte dann zunächst in der Kreisliga für die dritte Mannschaft der SG Sechtem. Dank seines Talents und seiner Größe rückte Yebo aber schnell bis ins Regionalligateam der Nordrhein-Westfalen auf und ging parallel für die U19-Mannschaft von Bayer Leverkusen in der Nachwuchsbasketballbundesliga an den Start. Ein Wechsel nach Limburg brachte dann den endgültigen Durchbruch. „In meinen anderthalb Jahren dort habe ich von Coach Danny Stallbohm enorm viel gelernt“, erklärt Yebo, warum er sich binnen kürzester Zeit vom Liganeuling zu einem der besten Regionalligaspieler entwickelte und 2016/17 als gerade erst 20-jähriger bereits durchschnittlich 17 Punkte sowie elf Rebounds auflegte. Folgerichtig führte die Leiter weiter nach oben, direkt in die ProA zur bekannten Talentschmiede Ehingen, wo der Sohn einer Deutschen und eines Ivorers spätestens im zweiten Jahr mächtig von sich reden machte – mit 15.5 Punkten pro Partie als bester deutscher Scorer sowie mit 9.5 Rebounds als bester Rebounder überhaupt in der gesamten 2. Basketball Bundesliga ProA während der Saison 2018/19.

„Wir wollten ihn damals schon unbedingt nach Chemnitz lotsen, doch letztlich entschied sich Kevin für einen Wechsel zu den Hamburg Towers“, erinnert sich Pastore. „Rückblickend betrachtet, kam der Sprung in die BBL für mich vielleicht einen Tick zu früh“, sagt Yebo heute. In der Hansestadt brachte er es 2019/20 nur auf 13 Einsätze mit durchschnittlich 3.4 Punkten und 2.5 Rebounds in zehn Minuten Spielzeit. Es folgte der Schritt zurück in die ProA, in eine größere Rolle mit mehr Verantwortung, um so hoffentlich zwei Schritte nach vorn machen zu können. Yebos Plan ging auf. Selbst ein Mittelhandbruch konnte den variablen „Big Man“, der sowohl als Power Forward wie auch als Center agieren kann, nicht aufhalten. Vielmehr bestritt Yebo in den letzten anderthalb Jahren bei den Eisbären Bremerhaven, einem „Winning Team“, das mit ihm zweimal die ProA-Playoffs erreichte, nach seiner Genesung 56 Pflichtspiele am Stück. Dabei stand er durchschnittlich 26 Minuten auf dem Feld, erzielte 14.5 Punkte, 7.2 Rebounds, 1.4 Assists sowie 1.1 Steals und beeindruckte mit Trefferquoten von 65 Prozent aus dem Zweierbereich, knapp 35 Prozent von der Dreierlinie bei drei Versuchen pro Partie sowie 71 Prozent von der Freiwurflinie. „Kevin bringt gerade offensiv sehr viel Talent mit“, betont Pastore. „In der Verteidigung will und muss ich mich aber noch weiter verbessern“, gibt sich der 26-jährige Familienvater selbstkritisch und ambitioniert zugleich.

Auch seine Rolle ist dem Vater eines fast einjährigen Sohnes, welcher ihn ebenso wie seine Freundin nach Chemnitz begleitet, völlig bewusst: „Ich weiß, dass dies mein zweiter Versuch ist, den Sprung in die BBL zu schaffen und ich mir meine Minuten hart erarbeiten muss. Doch egal ob ich fünf oder 25 Minuten spiele – die Fans können immer hundertprozentigen Einsatz von mir erwarten!“ Ohnehin freut sich Yebo schon sehr auf die ersten Heimspiele in der Messe Chemnitz: „Mit Ehingen war ich seinerzeit in der Hartmannhalle zu Gast. Schon dort war die Stimmung herausragend, aber vor doppelt so vielen Fans in der Messe wird es noch mehr Spaß machen.“ Sein neuer Trainer Rodrigo Pastore ist jedenfalls überzeugt, dass Yebo auf lange Sicht auch den Chemnitzer Fans viel Freude machen wird: „Er ist bereits seit zwei Wochen hier in unserem Sommertraining und konnte zeigen, dass er in einigen Bereichen schon ‚BBL-ready‘ ist. In anderen Bereichen muss sich Kevin noch verbessern, aber er zeigt sich enorm lernwillig und trainingseifrig. Deshalb haben wir ihn auch gleich für zwei Jahre unter Vertrag genommen, um mit ihm zu arbeiten und gemeinsam die nächsten Ziele zu erreichen“, weiß Pastore, dass Kevin Yebo ein spannendes Projekt ist, dass sich mittel- bis langfristig für die NINERS richtig auszahlen kann.

Derweil hat ein weiterer Spieler des letztjährigen NINERS-Kaders einen neuen Arbeitgeber gefunden. Wie am heutigen Mittwoch bekannt wurde, läuft Ivan Karacic nächste Saison für die PS Karlsruhe Lions in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA auf. Der kroatische Center stieß letzten Sommer zunächst als Trainingsspieler zum Chemnitzer Kader, konnte dabei aber sportlich und vor allem menschlich voll überzeugen. So erhielt der 2.04-Meter-Hüne einen Profivertrag und ging mit den NINERS in deren zweite Bundesligasaison. Während der Spielzeit 2021/22 stand Karacic in Liga und Pokal insgesamt 15 Mal für Chemnitz auf dem Feld und erzielte hierbei durchschnittlich 2.3 Punkte sowie 1.7 Rebounds. Zwischenzeitlich verbrachte er auch zwei Monate beim belgischen Erstligisten Phoenix Brüssel, kehrte aber nach der Verletzung von Niklas Wimberg nach Chemnitz zurück, um den NINERS im Saisonendspurt zu helfen. Die gesamte NINERS-Familie wünscht Ivan Karacic alles Gute für seine sportliche wie auch private Zukunft und wird seinen weiteren Werdegang in der ProA, wo er mit Karlsruhe unter anderem auf Jena und Dresden trifft, wohlwollend verfolgen.