Chemnitz verliert dramatisches EndspielChemnitz verliert dramatisches Endspiel

72 : 78

NINERS Chemnitzvs.Hamburg Towers

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NINERS Chemnitz vs. Hamburg Towers 72:78 (16:21, 11:16, 19:19, 26:22), 3.000 Zuschauer

Chemnitz verliert dramatisches Endspiel

Am Ende flossen bei allen die Tränen. Auf Seiten der Hamburg Towers und ihrer 300 mitgereisten Fans waren es am späten Dienstagabend die Tränen der Freude. Auf Seiten der gastgebenden NINERS Chemnitz und dem Großteil der 3.000 Zuschauer in der restlos ausverkauften Richard-Hartmann-Halle leider Tränen der Trauer. Soeben hatte die „Orange Army“ nach einer grandiosen Saison in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA das letzte und alles entscheidende Match in der „Best-of-Five-Serie“ gegen die Hansestädter mit 72:78 (27:37) verloren und damit den sehnlichst erhofften Aufstieg in die easyCredit BBL verpasst. Es war bereits das zweite Mal innerhalb von zwei Jahren, dass den Sachsen der Sprung in Deutschlands Beletage hauchdünn misslang. Doch in die verständlicherweise große Niedergeschlagenheit mischte sich alsbald auch ein Schuss Angriffslust, als die standhaften Chemnitzer Fans ihr neues Lieblingslied anstimmten: „Eines Tages, eines Tages, eines Tages wird's gescheh'n – und dann fahren wir zu ALBA, um die NINERS spiel'n zu seh'n!“

Diese und viele weitere Gesänge schallten bereits vor Spielbeginn durch die „Hartmann-Hölle“ und verliehen dem Showdown zwischen Chemnitz und Hamburg einen wahrlich würdigen Rahmen. Der Laustärkepegel nahm direkt nach dem Sprungball weiter zu, als NINERS-Kapitän Malte Ziegenhagen mit einem Dreier die Führung eroberte und Kavin Gilder-Tilbury direkt im Anschluss auf 9:6 erhöhte. Mit Korblegern von Matt Vest und Lukas Wank konterte Chemnitz die zwischenzeitlichen Perimetertreffer der Hamburger Malik Müller sowie Carlton Guyton und lag rund 50 Sekunden vor Ende des Auftaktdurchgangs noch 16:15 vorn. Doch abermals Guyton und Towers-Flügel Max Montana jagten bis zur ersten Viertelpause zwei weitere Dreier durch die Reuse, so dass die Nordlichter erstmals ein kleines Punktepolster ihr Eigen nennen durften.

Jenes sollte im zweiten Durchgang weiter anwachsen, weil Hamburg vor allem die Bretter dominierte und mit knallharter Defensive die NINERS zur Verzweiflung trieb. Obendrein wirkten die tief besetzten Towers sowohl gedanklich als auch körperlich wesentlich frischer als das Chemnitzer Team, dem die bisherigen vier Partien der höchst intensiven Halbfinalserie wohl mehr zugesetzt hatten. So ließen Sachsens beste Korbjäger mal vorn ein paar Freiwürfe liegen, mal fanden sie hinten zu spät ihren Gegenspieler, mal konnten sie im 1-gegen-1 nicht ausreichend dagegen halten. Folgerichtig erzielte Hamburgs überragender Guyton (insgesamt 28 Punkte) bereits fünf Minuten vor der Halbzeitpause mit einem Dreier zum 34:24 die erste zweistellige Führung der Gäste und Chemnitz konnte fast schon froh sein, „nur“ mit gleichem Rückstand in die Kabine zu gehen (27:37).

Nach dem Seitenwechsel mussten die NINERS sofort loslegen, um wenigstens noch ein kleines Wörtchen im Kampf um den Aufstieg mitsprechen zu dürfen. Doch es passierte das genaue Gegenteil. Hamburg verteidigte weiter auf extrem hohen Niveau, gestattete Chemnitz in den ersten dreieinhalb Minuten nach Wiederbeginn lediglich zwei Zähler, nutzte selbst seine Chancen nervenstärker aus und setzte sich auf 45:29 ab. Nicht wenige Fans auf beiden Seiten sahen in Guytons Treffer zur 16-Punkte-Führung schon eine Art Vorentscheidung, aber die NINERS hatten sich noch nicht aufgegeben. Ziegenhagen sowie Gilder-Tilbury bissen sich jetzt regelrecht ins
Spiel und markierten einen 11:4-Lauf zum 40:49-Anschluss, der Gästetrainer Mike Taylor zur Auszeit zwang. Nach jener setzte Gilder-Tilbury mit einem spektakulären Alley-Oop-Dunk das nächste Ausrufezeichen und Vest verkürzte von der Linie sogar auf 46:51. Allerdings erwies sich Hamburgs Tevonn Walker jetzt als Spielverderber, netzte erst einen Dreier und beendete schließlich das dritte Viertel mit einem Korbleger zum 56:46.

Chemnitz hatte nach dem Seitenwechsel sehr viel investiert, ohne sich wirklich dafür zu belohnen, denn der Rückstand betrug nun doch wieder zehn Punkte. Für viele Teams wäre das vielleicht schon ein Nackenschlag zu viel gewesen, doch die NINERS zeigten, dass sie aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sind. Mit dem Rücken zur Wand, riesiger Last auf den Schultern und spürbar schwindenden Kräften gingen sie angetrieben von ihren niemals aufgebenden Fans im Schlussviertel weit über ihre Schmerzgrenze. Elliott jagte einen Dreier durch den Ring, hinten erkämpfte man sich den Rebound, Robin Lodders traf am Brett, Ziegenhagen blockte auf
der Gegenseite Walker und brachte dann die Hartmann-Hölle zum Beben, als er das Leder aus sieben Metern zum 54:56-Anschluss einschweißte. Chemnitz war wieder im Spiel und Hamburg rettete sich mit einer Auszeit. Nach dieser schwang das Pendel abermals in Richtung der Towers, für die nun vor allem Guyton sowie Beau Beech übernahmen und zweieinhalb Minuten vor Schluss auf 71:61 stellten. Auszeit Chemnitz, nach der direkt ein Ballverlust von Jonas Richter folgte, welcher scheinbar die endgültige Vorentscheidung bedeutete.

Oder doch nicht? Elliott für Zwei. Ballgewinn Gilder-Tilbury. Elliott für Drei. Ballgewinn Matthews. Richter für Zwei und mit der Chance zum Bonuspunkt, weil er bei seinem Treffer von Justus Hollatz gefoult wurde. Diese Aktion war jedoch derart hart, dass Richter nicht mehr weiterspielen konnte, der für ihn eingewechselte Lukas Wank spürbar kalt den möglichen 69:71-Anschluss vergab und es natürlich kein anderer als Carlton Guyton war, welcher auf der Gegenseite per „And-One“ zum 74:68-Todesstoß vollstreckte. Denn Chemnitz lief nun die Zeit davon, Hamburg blieb an der Freiwurflinie nahezu fehlerfrei und krönte sich somit letztlich verdient zum Sieger der Partie und zum Aufsteiger in Deutschlands höchste Spielklasse. „Ich möchte den Towers gratulieren, die heute einfach das entscheidende Quäntchen besser waren als wir. Zugleich bin ich unglaublich stolz auf meine Mannschaft, die nicht nur heute extrem große Moral gezeigt, sondern eine fantastische Saison gespielt hat. Und ich verneige mich vor unseren Fans, die uns auch heute ins Spiel zurückbrachten. Wir werden zurückkommen und sie für ihre riesengroße Leidenschaft belohnen“, versprach NINERS-Trainer Rodrigo Pastore unter Tränen.

STATISTIK: 

NINERS Chemnitz vs. Hamburg Towers 72:78 (16:21, 11:16, 19:19, 26:22), 3.000 Zuschauer
Gilder-Tilbury (18 Punkte), Ziegenhagen (18), Elliott (10), Richter (9), Lodders (8), Wank (5), Vest (4), Matthews (0), Scott (0), Voigtmann (0), Albrecht (nicht eingesetzt), Hoppe (nicht eingesetzt)

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