Berlin beweist den längeren Atem
Packendes Topspiel
Nahezu 5.000 Zuschauer sahen am Sonntagabend in der Messe Chemnitz eine lange Zeit sehr hochklassige und spannende Partie. Dabei gaben zunächst die gastgebenden NINERS den Ton an, trafen gerade in der ersten Halbzeit überragend von draußen und gingen mit einem knappen 72:67-Vorsprung ins Schlussviertel. Dort aber präsentierte sich dann ALBA BERLIN als stabiler und abgezockter, hatte offensichtlich die etwas größeren Energiereserven und verdiente sich mit starker Defensive einen 89:85-Sieg. Für die Hauptstädter war es bereits der neunte Pflichtspielerfolg in Serie, welcher das Calles-Team auf den vierten Tabellenplatz klettern lässt. Für die Chemnitzer Pastoren-Mannen geht es dagegen mit einer ausgeglichenen Bilanz von jeweils vier Siegen und Niederlagen als Bundesligazehnter in die anderthalbwöchige Spielpause, nach der am 04. Dezember gegen Turk Telekom Ankara das nächste Heimspiel ansteht.
Rechtzeitig für das allmählich zum „Klassiker“ werdende, zumindest geographische „Ostduell“, meldete sich NINERS-Kapitän Kaza Kajami-Keane wieder fit und rückte für Robbie Beran in den Chemnitzer Spieltagskader. Als Starting-Five schickte Headcoach Rodrigo Pastore aber zunächst Corey Davis, John Newman, Kevin Yebo, Amadou Sow und Kostja Mushidi aufs Parkett. Gerade Letztgenannter fand glänzend ins Match und steuerte acht Zähler zur frühen 11:7-Führung der „Orange Army“ bei. Anschließend übernahm der von der Bank kommende Ty Brewer und schweißte vier Dreier durch den Ring, was den NINERS zur ersten Viertelpause eine 28:19-Führung verschaffte. Auf Seiten der Gäste hielten nun aber Martin Hermannsson, Malte Delow sowie Sam Griesel von „Downtown“ dagegen, während der gerade erst neuverpflichtete Alex O’Connell immer wieder erfolgreich zum Korb zog, weshalb die Partie beim Halbzeitstand von 48:44 für Chemnitz völlig offen war.
Beide Teams hatten bis dahin überragend vom Perimeter getroffen und jeweils die Hälfte ihrer Distanzwürfe verwandelt, weshalb es kaum verwunderte, dass Kevin Yebo das dritte Viertel ebenso per Dreier eröffnete. In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, bei dem O’Connell für seine ALBATROSSE zwischenzeitlich auf 59:60 verkürzte, ehe John Newman mit einem hammerharten „And-One-Dunk“ über Norris Agbakoko die Messe Chemnitz zum Beben brachte. Wenig später stellte der US-Amerikaner von der Freiwurflinie auf 70:64, ehe es mit einer 72:67-NINERS-Führung in den Schlussabschnitt ging. Alles war angerichtet für eine spannende „Crunchtime“, doch der Spielverlauf nahm eine für Chemnitz nun tragische Wendung. Die bis dahin verlässlich fallenden Distanzwürfe fanden nicht mehr ihr Ziel und Berlin schien nun die größeren Kraftreserven zu haben, hielt offensiv das Tempo und defensiv den Druck hoch. Gerade ALBA’s engagierte Verteidigung zermürbte die NINERS, welche ganze sechs Minuten brauchten, um durch einen Yebo-Dreier im Schlussviertel aufs Scoreboard zu kommen. In jener Zeit hatte Berlin aus einem Fünf-Punkte-Rückstand bereits eine Zwölf-Zähler-Führung gemacht (84:72). Obwohl die NINERS bis zur letzten Sekunde kämpften, durch einen Dreierversuch von Brewer sogar noch einmal auf 86:87 hätten verkürzen können, hielten die Gäste ihren Vorsprung und entführten knapp, aber verdient die Punkte aus Chemnitz.
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Glückwunsch an Pedro Calles und seine Mannschaft. Wir sahen heute ein Duell zweier richtig guter Teams. Zur Halbzeitpause und am Ende des dritten Viertels hätten wir vielleicht etwas höher führen können. Doch Berlin bestrafte eben jeden Fehler, jedes kleine Versäumnis und blieb dadurch stets dran. Die zwei Stepback-Dreier von Martin Hermannsson und Sam Griesel zu Beginn des Schlussviertels taten uns dann richtig weh, verschafften ALBA das Momentum, während wir Energie verloren und etwas undiszipliniert wurden. Zudem fehlten uns heute die Treffer in der Zone, wo wir nur 41 Prozent verwandelten, und auch die 13 Punkte im Schlussviertel waren natürlich zu wenig. Ein Spieler wie Nike Sibande hätte uns mit seiner Energie, Athletik und Offensivpower wohl helfen können. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir aus dieser Niederlage viel lernen können, uns auf dem richtigen Weg befinden und durchaus optimistisch in die Zukunft schauen dürfen.“
Pedro Calles (Berlin): „Ich möchte meinen Spielern zu ihrem kollektiv herausragenden Einsatz gratulieren. Es ist immer schwer hier in Chemnitz und gegen ein von Rodrigo Pastore gecoachtes Team zu spielen. Aber unsere Mannschaft bewies großen Zusammenhalt und echte Teamchemie, worauf ich sehr stolz bin. Einer der entscheidenden Faktoren heute war, dass wir eine starke Offensivrebound-Mannschaft wie Chemnitz bei lediglich zehn Offensivrebounds halten konnten. Die Schlüsselphase kam dann zu Beginn des letzten Viertels, als wir etwas mehr Energie als unser Gegner hatten, unserem System vertrauten und mit Überzeugung spielten, was uns letztlich die Chance auf den Sieg brachte.“
STATISTIK
NINERS Chemnitz vs. ALBA BERLIN 85:89 (28:19, 20:25, 24:23, 13:22), 4.937 Zuschauer
Brewer (18 Punkte), Yebo (18), Minchev (14), Newman (14), Mushidi (10), Davis (6), Kajami-Keane (3), Sow (2) Steinfeld (0), Kellig (nicht eingesetzt), Schilling (nicht eingesetzt), Wahren (nicht eingesetzt), verletzt oder pausiert: Bedime, Beran, Sibande
TERMINE
BKT EuroCup: NINERS Chemnitz vs. Turk Telekom Ankara, Donnerstag, 04.12.2025, 19:00 Uhr, Messe Chemnitz
easyCredit BBL: Telekom Baskets Bonn vs. NINERS Chemnitz, Samstag, 06.12.2025, 20:00 Uhr, Telekom Dome Bonn
BKT EuroCup: NINERS Chemnitz vs. Panionios Athen, Dienstag, 09.12.2025, 19:00 Uhr, Messe Chemnitz