NINERS unterliegen Lions in letzter Sekunde
Dramatische Niederlage
Manche Basketballpartien leben von ihrer spielerischen Klasse, andere von der Spannung. Das EuroCup-Duell zwischen Chemnitz und London am Mittwochabend fiel eindeutig in letztere Kategorie. Beide Teams hatten nicht unbedingt ihren besten Tag, leisteten sich zahlreiche Ballverluste und blieben insbesondere von der Dreierlinie ziemlich kalt. So bot sich den nahezu 3.400 Zuschauern über weite Strecken nur Magerkost und eine von der physischen Defensive beider Teams geprägte Begegnung. Diese aber stand bis zur letzten Sekunde auf des Messers Schneide, bot ob des engen Spielstandes große Spannung und hätte zweifellos in beide Richtungen ausgehen können. Das glücklichere Ende hatten schließlich die London Lions für sich und rangen Chemnitz hauchdünn mit 68:67 nieder. Die dritte knappe Niederlage der NINERS binnen einer Woche, welche spürbar auf das Gemüt aller Beteiligten schlug.
Den ersten Dämpfer musste Chemnitz bereits vor Spielbeginn hinnehmen, als sich herausstellte, dass Kapitän Kaza Kajami-Keane mit Fersenproblemen ausfallen würde. Da zudem weiterhin John Newman, Julian Steinfeld und Roman Bedime fehlen, fiel die NINERS-Rotation erneut sehr klein aus. Dennoch kam das Pastore-Team gut ins Match, profitierte vom abermals starken Start Amadou Sows und ging früh mit 10:4 in Front. Ein unsauberer Block des malischen Centers, sein daraus folgendes erstes Foul samt Auswechslung und eine längere Unterbrechung durch technische Probleme mit der Anzeigetafel brachten die „Orange Army“ dann jedoch völlig aus ihrem Rhythmus. Bei London passierte das genaue Gegenteil, woraufhin die Lions das Match bis zur ersten Viertelpause bereits auf 22:16 zu ihren Gunsten drehten.
Ein Dreier des NBA-erprobten Last-Minute-Neuzugangs Chasson Randle vollendete dann zu Beginn des zweiten Abschnitts den langgestreckten 21:6-Lauf der Londoner Gäste. Als sich Amadou Sow kurz darauf sein zweites Foul abholte und erneut auf die Bank musste, drohte den NINERS weiteres Ungemach. Mit beherzter Verteidigung und manch geradezu erzwungenem Treffer hielt sich das Chemnitzer Team aber irgendwie im Spiel und profitierte in jener Phase sicherlich auch davon, dass London bei weitem nicht fehlerfrei agierte. Zusätzlich konnte Gavin Schilling in seinen ersten kurzen Einsatzminuten nun einige hilfreiche Impulse für die NINERS setzen. Zwar unterliefen ihm zu Beginn ein Ballverlust und wenig später zwei vergebene Freiwürfe, doch mit guter Zonenpräsenz sowie je einem Korbleger und Rebound hatte der 2.06-Meter-Riese durchaus seinen Anteil, dass Chemnitz die Partie bis zur Halbzeitpause auf 34:33 drehte.
Leider verliehen auch solche kurzen guten Phasen den Pastore-Mannen nicht die notwendige Sicherheit. Vielmehr ließen sie sich nach dem Seitenwechsel erneut durch kleinere Missgeschicke aus dem ohnehin kaum vorhandenen Rhythmus bringen. Mal war es ein verpasster Dreier, mal ein vermeidbarer Ballverlust oder eine Unaufmerksamkeit in der Verteidigung, welche nicht nur ein Raunen durch die gut gefüllte Messe Chemnitz gehen ließen, sondern auch das Nervenkostüm der Spieler fast schon überstrapazierte. Die Gäste aus London mussten daher bei weitem nicht die Sterne vom Himmel spielen, um erneut in Führung zu gehen und diese zeitweise bis auf zwölf Punkte anwachsen zu lassen. Acht Minuten vor Schluss betrug der NINERS-Rückstand noch immer neun Zähler (49:58), doch Yebo, Davis und Co kämpften weiter. Als dann auch endlich mal zwei Distanzwürfe von Yordan Minchev und Ty Brewer fielen, war man plötzlich wieder dran (61:62). Mit vier weiteren Punkten stellte Nike Sibande sogar auf 67:64. Der Sieg war zum Greifen nah, ehe ganz verrückte Schlusssekunden folgten.
Londons Topscorer Kameron McGusty verkürzte auf 66:67. Davis übernahm daraufhin die Verantwortung für seine NINERS, wurde jedoch nicht belohnt. Im Gegenteil – sein finaler Wurfversuch endete nicht nur in einem Offensivfoul, sondern dieses wurde auch noch zum „normalen“ Foul hochgestuft, was fünf Sekunden vor Schluss zwei Londoner Freiwürfe nach sich zog, welche Deane Williams zum 68:67-Endstand verwandelte. So gingen die Gäste mit etwas Glück als Sieger vom Feld, während den NINERS die große Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand. „Ich bin dennoch stolz auf meine Spieler. Das war für uns ein ganz schweres Spiel, in dem wir nie unseren Rhythmus fanden. Dennoch hat das Team bis zum Schluss gekämpft und sich eine Chance auf den Sieg erarbeitet“, versuchte Coach Rodrigo Pastore aufmunternde Worte zu finden. Diese wird es auch in den kommenden Tagen brauchen, um das Team wieder aufzurichten und mit neuem Selbstvertrauen in das schwere Auswärtsspiel in Bamberg gehen zu lassen.
STATISTIK
NINERS Chemnitz vs. London Lions 67:68 (16:22, 18:11, 13:21, 20:14), 3.394 Zuschauer
Yebo (17 Punkte), Sibande (11), Brewer (10), Minchev (8), Sow (8), Davis (4), Mushidi (4), Beran (3), Schilling (2), Kellig (nicht eingesetzt), es fehlten Bedime, Kajami-Keane, Newman, Steinfeld
TERMINE
easyCredit BBL: BMA365 Bamberg Baskets vs. NINERS Chemnitz, Sonntag, 26.10.2025, 15:00 Uhr, Brose Arena Bamberg
BKT EuroCup: NINERS Chemnitz vs. ratiopharm ulm, Mittwoch, 29.10.2025, 19:00 Uhr, Messe Chemnitz
easyCredit BBL: NINERS Chemnitz vs. Basketball Löwen Braunschweig, Samstag, 01.11.2025, 20:00 Uhr, Messe Chemnitz