Kostja Mushidi wechselt nach Sachsen
Erster Neuzugang
Die NINERS Chemnitz haben zum ersten Mal in diesem Sommer auf dem Transfermarkt zugeschlagen und Kostja Mushidi bis 2027 unter Vertrag genommen. Der 26-jährige wechselt vom Bundesliga-Absteiger Göttingen zur „Orange Army“ und ging zuvor in der BBL bereits für den SYNTAINICS MBC aus Weißenfels sowie die Basketball Löwen Braunschweig, aber auch schon in Serbien und Frankreich auf Korbjagd. In Sachsen will der zweifache deutsche Nationalspieler den nächsten Schritt machen. „Ich war schon immer ein Fan der Chemnitzer Spielweise unter Coach Rodrigo Pastore und von den lautstarken Fans beeindruckt. Mit meinen bisherigen BBL-Teams gelang mir noch nie der Sprung in die Playoffs. Dies möchte ich nun unbedingt mit den NINERS erreichen“, brennt der Neuzugang auf die künftigen Herausforderungen. Mit 1.95 Meter Körpergröße, rund 100 Kilogramm „Kampfgewicht“, seinen Scoring- und Passqualitäten sowie engagierter Verteidigungsarbeit bringt Mushidi gute Voraussetzungen mit, um das Chemnitzer Team auf der Position des Shooting-Guards und Small-Forwards zu verstärken.
Obwohl der variable Backcourt-Spieler in gut zwei Wochen erst seinen 27. Geburtstag feiert, hat er bereits ein durchaus bewegtes Leben hinter sich. Als Sohn einer Belgierin, deren Vater wiederum aus dem Kongo stammt, und eines Russen kam Mushidi, dessen vollständiger Vorname Kostja Kalonda Didier lautet, in der Brüsseler Teilgemeinde Ukkel zur Welt, wuchs anschließend aber in Düsseldorf auf. Unter den Fittichen seines basketballbegeisterten, französischen Stiefvaters fand Mushidi schnell zur Korbjagd und wechselte als Teenager in die bekannte Nachwuchsschule von Bonn-Rhöndorf. Dort gehörte er von Beginn an zu den dominierenden Spielern seiner Altersklasse und wurde bald in die deutschen Jugendnationalmannschaften berufen. Um sich noch besser entwickeln zu können, wagte Mushidi bereits im Alter von 17 Jahren den Sprung ins Ausland, erst nach Straßburg, eine Saison später zur renommierten Talentschmiede BC MEGA Belgrad. Mit den serbischen Hauptstädtern ging Mushidi drei Jahre lang in der heimischen Liga, außerdem in der Adria-League auf dem gesamten Balkan und teils sogar in der Champions-League auf Korbjagd, bestritt dabei insgesamt 91 Pflichtspiele mit je knapp 24 Minuten Einsatzzeit, in denen er durchschnittlich zehn Punkte, drei Rebounds und zwei Assists erzielte. Parallel folgten weitere Einsätze für die deutschen Juniorenteams in sämtlichen Altersklassen, wobei einer der Höhepunkte zweifellos der Gewinn der Bronzemedaille bei den U20-Europameisterschaften 2018 in Chemnitz war. An der Seite von Nelson Weidemann und Filip Stanic, die später ebenfalls zeitweise für die NINERS spielten, und heute gestandener Bundesligaprofis wie Louis Olinde, Ferdinand Zylka oder Mateo Seric avancierte Mushidi mit 13.6 Punkten neben Stanic zum Topscorer des deutschen Teams und wurde in die beste Fünf des Turniers berufen.
All jene, teils herausragenden Leistungen noch im Teenager-Alter brachten dem bulligen Shooting-Guard nicht nur bald das erste Bundesliga-Angebot der Basketball Löwen Braunschweig ein, sondern schon 2017 orakelte beispielsweise die BILD-Zeitung über eine mögliche NBA-Zukunft Mushidis. Vielleicht in derart jungen Jahren des Guten dann doch etwas zu viel, denn der zweifellos talentierte Korbjäger, welcher bis dahin weite Teile seines Lebens in vier unterschiedlichen Ländern verbrachte, hatte seine innere Mitte offenbar noch nicht gefunden. So ließen die ersten Fehltritte oder Jugendsünden in Braunschweig dann auch nicht lange auf sich warten und die Karriere geriet ins Stocken. Teils erinnert Mushidis Geschichte an den Werdegang eines gewissen Kevin Yebo, der erst einige Jahre reifen musste, bevor ihm in Chemnitz der große Durchbruch gelang. Beide standen und stehen übrigens gemeinsam in Deutschlands populärstem 3x3-Team „Der Stamm“, mit dem sie unter anderem schon deutscher Meister waren und diesen Sommer auch wieder an der inoffiziellen Streetball-Weltmeisterschaft „Quai 54“ in Paris teilnehmen möchten. Nach dem letztlich gescheiterten Versuch in Braunschweig erhielt der sichtlich geläuterte Mushidi Ende 2021 beim damals akut abstiegsgefährdeten SYNTAINICS MBC eine zweite Bundesliga-Chance und trug im weiteren Saisonverlauf maßgeblich zum Klassenerhalt der Weißenfelser bei. Es folgten zwei weitere Jahre an der Saale und jüngst eine Saison in Göttingen, so dass es Mushidi mit seiner Braunschweiger Zeit bereits auf 133 Pflichtspiele in der Bundesliga und dem BBL-Pokal bringt. Dabei stand der meinungsstarke Sportler pro Partie 24 Minuten auf der Platte, erzielte im Schnitt 10.8 Punkte, 2.2 Rebounds, 2.0 Assists, 0.9 Stocks (Summe aus Steals und Blocks) sowie Wurfquoten von 54 Prozent aus dem Zweierbereich, 35 Prozent von der Dreierlinie bei knapp zwei Treffern pro Spiel und 71 Prozent von der Freiwurflinie.
„Kostja gehört nach den gestandenen Nationalspielern auf seinen Positionen schon jetzt zu den besten und vielseitigsten deutschen Spielern der BBL, weshalb wir sehr glücklich sind, ihn für uns gewonnen zu haben“, betont NINERS-Geschäftsführer Steffen Herhold. „Zugleich liegt seine beste Zeit wohl noch vor ihm, denn Kostja bringt ein breites Skillset mit, will sich unbedingt weiter verbessern und kann von den künftigen Erfahrungen auf höherem Niveau nur profitieren“, ergänzt Cheftrainer Rodrigo Pastore, der sich besonders auf den großen Trainingseifer freut, der Mushidi nachgesagt wird. „Ich weiß, dass ich in meinen Leistungen noch konstanter werden muss und das geht nur mit beharrlichem Training. Zusätzlich arbeite ich seit drei Jahren mit einem Mentalcoach zusammen, der mir hilft den Fokus hoch und den Kopf auch in schwierigen Situation oben zu halten“, erläutert Mushidi, dem es so unter anderem auch gelang, beim bisweilen wenig konkurrenzfähigen Absteiger Göttingen positiv aufzufallen und zu den insgesamt nur vier Saisonerfolgen der Veilchen in Liga und Pokal gegen Würzburg, Rostock und Bamberg durchschnittlich satte 19.5 Punkte beizutragen.Beim Erstrundenpokalsieg gegen Zweitligist Hagen fehlte Mushidi noch verletzt, wusste diese Saison aber beispielsweise auch bei den knappen BBL-Niederlagen gegen Chemnitz mit 24 und 15 Zählern zu überzeugen. „Kostja kann aber nicht nur scoren, sondern durchaus für seine Mitspieler kreieren und auf ordentlichem Niveau verteidigen“, schätzt Pastore die Variabilität des Neuzugangs, der teils gewitzt, teils lausbubenartig daherkommt und mit seiner Emotionalität auch die NINERS-Fans begeistern möchte: „Ich habe jetzt schon einige Male in Chemnitz gespielt und die Atmosphäre war immer herausragend. Allerdings konnte ich seit der U20-EM noch nie in der Messe gewinnen, aber in Zukunft trage ich ja nun endlich das richtige Jersey“, grinst Mushidi, der am liebsten mit der Rückennummer 11 das Spielfeld betritt.
Neben dem ersten Neuzugang steht nunmehr auch der zweite Abgang fest. Benjamin Koppke, der in den letzten beiden Jahren den Trainingskader der NINERS ergänzte, außerdem parallel für das Chemnitzer U19-Team und die zweite Männermannschaft auf Korbjagd ging, wechselt zu einem ProA-Ligisten. Als Teil jener Formation, die 2024 den FIBA Europe Cup gewann, wird er immer einen Platz in den Chemnitzer Annalen haben und kann auf elf Kurzeinsätze sowie 18 Punkte für das Profiteam der NINERS zurückblicken. Die Chemnitzer Basketballfamilie bedankt sich beim bald 20-jährigen Deutsch-Tschechen für seinen Einsatz und wünscht Benjamin Koppke alles Gute für seine sportliche wie auch private Zukunft!