Heidelberg entführt den Sieg aus Chemnitz
Knappe Niederlage zum Playoff-Auftakt
Diesen Samstag fiel der Startschuss in die Bundesliga-Playoffs 2025 und gleich die erste Partie hatte es wahrlich in sich. Ein enges Duell auf Augenhöhe, Turnarounds beider Teams und Spannung bis zur letzten Minute. Am Ende setzten sich vor fast 4.500 Zuschauern in der stimmungsvollen Messe Chemnitz die MLP Academics Heidelberg hauchdünn mit 93:90 (43:40) durch, gingen so in der Best-of-Five-Serie mit 1:0 in Front und stiebitzten den NINERS den möglicherweise entscheidenden Heimvorteil. Während bei den Gästen Ryan Mikesell (27 Punkte), Michael Weathers (21) und Bakary Dibba (20) überragten, hielten auf Chemnitzer Seite vor allem Victor Bailey (27), Kevin Yebo (17) und DeAndre Lansdowne (12) nach Kräften dagegen, konnten die knappe Heimniederlage aber letztlich nicht verhindern. „Wir müssen uns vor allem defensiv gehörig steigern“, befand NINERS-Coach Rodrigo Pastore nach der Partie.
Dass die Sachsen in der Verteidigung große Probleme hatten, offenbarte sich schon gleich zu Spielbeginn. Blieb das Match in den beiden Auftaktminuten noch nahezu punktlos, erzielte Heidelberg in den nächsten acht Zeigerumdrehungen bis zur ersten Viertelpause dann satte 29 Zähler, wobei sich die Gegenwehr der NINERS stark in Grenzen hielt. „Das war einfach nicht playofftauglich“, konstatierte Pastore sichtlich angefressen und versuchte seine Mannen während der kurzen Unterbrechung wachzurütteln. Mit Erfolg, denn fortan verteidigte das Chemnitzer Team deutlich engagierter, packte auch im Reboundduell besser zu und knabberte so Stück für Stück den Rückstand ab. Nachdem Kevin Yebo erst einen Dreier verwandelte und kurz darauf in Brettnähe zum 27:32 vollstreckte, waren die NINERS auf Tuchfühlung. Noch aber brauchte es reichlich Arbeit, um den Anschluss herzustellen und letztlich durch einen Distanztreffer von Jacob Gilyard zum 44:44 auszugleichen. Mit zwei erfolgreichen Freiwürfen kurz vor der Halbzeitpause bescherte Mikesell seinen Heidelbergern dennoch einen knappen 2-Punkte-Vorsprung beim Kabinengang.
Eben diesen bauten die Gäste mit drei erfolgreichen Distanzwürfen von Bakary Dibba sowie Mateo Seric direkt nach dem Seitenwechsel auf 57:49 aus. Rodrigo Pastore reagierte mit einer schnellen Auszeit, in deren Folge Chemnitz wieder die Oberhand gewann. Mit zwei Dreiern in Serie besorgte Victor Bailey den NINERS die erste Führung seit der Auftaktminute, welche Jeff Garret aus gleicher Distanz sogar auf 64:59 ausbaute. Kurz darauf war es aber ausgerechnet der erfahrene Chemnitzer Forward, der den Lauf seines eigenen Teams mit einem Fehlpass, einem erzwungenen Wurf und einem Foul, das zum And-One von Heidelbergs Michael Weathers führte, stoppte. Das Momentum kippte nun wieder auf Seiten der Gäste, bei denen insbesondere Weathers zusehends an Spiellaune gewann und mit einem Dreier zum 73:68 auch den Schlusspunkt des dritten Viertels setzte. Ließen die NINERS im zweiten Durchgang nur 17 Heidelberger Punkte zu und kämpften sich dadurch wieder zurück ins Match, waren es im dritten Viertel abermals 27 gegnerische Zähler, welche Chemnitz erneut ins Hintertreffen brachten.
Folgerichtig versuchten die Hausherren im Schlussabschnitt defensiv noch eine Schippe draufzupacken und wurden für ihren Einsatz belohnt, als man die Gäste in den ersten fünf Minuten des letzten Viertels bei fünf Zählern hielt. Umgedreht konnten sich die NINERS nun auf ihre Distanzschützen verlassen. Erst trafen Gilyard und Bailey vom Perimeter zum 78:78-Ausgleich. Wenig später stellte Garrett von „Downtown“ auf 83:78. Der erste Sieg im ersten Playoff-Viertelfinal-Duell mit Heidelberg lag in der Luft, doch hakte es bei den NINERS zuvor über weite Strecken am defensiven Ende, so gerieten sie nun vorn ins Schleudern. „Wir trafen vorn in der Schlussphase mehrere schlechte Entscheidungen“, haderte Pastore mit der Wurfauswahl, welche letztlich dazu führte, dass seinem Team in fünf Minuten nur vier Zähler gelangen. Zu wenig, um den Sieg nach Hause zu bringen, auch weil Heidelberg in der Schlussphase Nervenstärke bewies und Mikesell, Seric sowie Dibba acht Freiwürfe fehlerfrei verwandelten. So verkam Baileys finaler Dreier zum 90:93-Endstand nur noch zur Makulatur, während die Gäste einen hart erkämpften wie verdienten Sieg feierten.
So enttäuschend das Ergebnis im ersten Moment auch war, durfte die nachfolgende Analyse dann doch wieder etwas Hoffnung für den weiteren Verlauf der Best-of-Five-Serie machen. Zuallererst, weil Chemnitz 93 Punkte kassierte, phasenweise aber durchaus zeigte, dass man Heidelberg besser im Zaum halten kann. Auch im Reboundduell, das mit 35:44 an die Academics ging, welche unter anderem 14 Bälle am offensiven Brett pflückten, scheinen Verbesserungen möglich. Trotz der Nachteile beim Kampf um Rebounds gelang es Chemnitz am Samstag, sich ganze sieben Würfe mehr aus dem Feld zu erarbeiten. Insgesamt verwandelte das Pastore-Team jedoch einen Versuch weniger als Heidelberg und ließ dabei gerade in der Zone auch unschwer zu erkennen so manch machbare Punkte liegen. Weil obendrein mit Oli Nkamhoua, Kapitän Jonas Richter, Nicho Tischler und Damien Jefferson mindestens vier Leistungsträger unter ihren Möglichkeiten blieben, scheint auf NINERS-Seite in Summe durchaus Luft nach oben. Gleichwohl wird auch Heidelberg unter seinem pfiffigen Cheftrainer Danny Jansson weiter an Details feilen, sich nochmals verbessern wollen und könnte mit dem am Samstag verletzt fehlenden Center Osun Ossuniyi alsbald Verstärkung erhalten. Auch wird Star-Pointguard DJ Horne, der im bisherigen Saisonverlauf fast 15 Zähler pro Spiel erzielte, nicht noch einmal punktlos und mit null von sieben Feldwürfen aus einem Match gehen. Somit bleibt es wohl auch weiterhin eine spannende Serie, bei der sich im zweiten Duell am Dienstag um 20 Uhr im Heidelberger SNP dome abermals zwei Teams auf Augenhöhe begegnen. Ausgang offen und wer selbst nicht live in der Halle ist, kann natürlich wieder bei Dyn (www.dyn.sport) mitfiebern.
TRAINERSTIMMEN
Rodrigo Pastore (Chemnitz): „Glückwunsch an Danny und sein Team. Unser Start hat mir überhaupt nicht gefallen und da ließen wir einfach die nötige Playoffmentalität vermissen, insbesondere am defensiven Ende. Dann aber fanden wir einen Weg zurück ins Match, wofür wir heute unsere Rotation stark einkürzen mussten. Als wir im Schlussviertel mit fünf Punkten führten, erlaubten wir uns eine Schwächephase mit mehreren schlechten Entscheidungen in der Offensive, unnötigen Ballverlusten und schlechter Wurfauswahl. Das wiederum ermöglichte Heidelberg einige Fastbreakpunkte und die Partie kippte. Zudem profitierten die Academics von der starken Dreierquote Dibbas, der normalerweise kein ausgemachter Distanzschütze ist. Im Gegenzug offenbarten wir in den engen Phasen einen gewissen Erfahrungsmangel, aber ganz grundsätzlich muss man einfach festhalten, dass wir uns vor allem defensiv steigern müssen. Nur so kann es uns gelingen, ein Spiel in Heidelberg zu gewinnen.“
Danny Jansson (Heidelberg): „Unser Team ist eine echte Wundertüte. Man weiß nie genau, was man bekommt und manchmal bin ich selbst überrascht. Wenn ich sehe, wie schwer wir uns noch letzte Woche gegen Frankfurt getan haben und heute zeigten die Jungs eine der solidesten, konstantesten Leistungen in dieser Saison. Defensiv waren wir über weite Strecken ganz ordentlich, offensiv gab es auch mal Durchhänger, allerdings bei beiden Teams. Insgesamt konnten wir uns aber viele gute Würfe erarbeiten und diese hochprozentig verwandeln. Ich glaube, in diesem engen Duell zwischen Chemnitz und Heidelberg wird es sich letztlich über das Energielevel entscheiden. Da hatten wir heute vielleicht die Nase etwas vorn, konnten unter anderem das Reboundduell gewinnen. Aber es bleibt spannend und geht Dienstag wieder bei 0:0 los.“
STATISTIK
NINERS Chemnitz vs. MLP Academica Heidelberg 90:93 (20:29, 24:17, 24:27, 22:20), 4.496 Zuschauer
Bailey (27 Punkte), Yebo (17), Lansdowne (12), Garrett (11), Gilyard (11), Nkamhoua (6), Richter (4), Bedime (2), Jefferson (0), Tischler (0), Gregori (nicht eingesetzt), Koppke (nicht eingesetzt)
TERMINE PLAYOFFS VIERTELFINALE
Spiel 2: MLP Academics Heidelberg vs. NINERS Chemnitz, Dienstag, 20.05.2025, 20:00 Uhr, SNP dome Heidelberg
Spiel 3: NINERS Chemnitz vs. MLP Academics Heidelberg, Sonntag, 25.05.2025, 16:30 Uhr, Messe Chemnitz
Spiel 4 (optional): MLP Academics Heidelberg vs. NINERS Chemnitz, Dienstag, 27.05.2025, XX:XX Uhr, SNP dome Heidelberg
Spiel 5 (optional): NINERS Chemnitz vs. MLP Academics Heidelberg, Donnerstag, 29.05.2025, XX:XX Uhr, Messe Chemnitz