Eine Frage der EhreEine Frage der Ehre

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NINERS Chemnitzvs.MHP RIESEN Ludwigsburg

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NINERS wollen sich gegen Ludwigsburg rehabilitieren

Eine Frage der Ehre

Die 81:103-Pleite gegen Berlin, bei der man letzten Sonntag ab dem zweiten Viertel völlig chancenlos war, lag den Chemnitzer Spielern, Trainern und Verantwortlichen noch einige Tage schwer im Magen. Derart desolat wollte und will man sich selbst gegen einen sportlich besseren Gegner einfach nicht präsentieren, insbesondere nicht vor den eigenen Fans, die das NINERS-Team stets leidenschaftlich unterstützen.So darf man es fast als Segen erachten, dass die „Orange Army“ schon vier Tage nach der Berlin-Klatsche wieder in eigener Halle antreten und vor dem Chemnitzer Publikum Wiedergutmachung betreiben kann. Trotz einer mehr als holprigen Saison werden am Donnerstag gegen Ludwigsburg abermals über 4.500 Zuschauer erwartet – an vielen anderen Basketballstandorten dieser Welt keine Selbstverständlichkeit, doch die NINERS-Fans stellen eben auch in dieser schweren Phase ihre absolut außergewöhnlich Treue unter Beweis. So viel Herzblut und Leidensbereitschaft gilt es zu honorieren, weshalb die Chemnitzer Korbjäger wirklich alles geben möchten, um sich und insbesondere ihre großartigen Fans mit einem Sieg zu belohnen.

Gleichwohl zeigten der bisherige Saisonverlauf und insbesondere die letzten Wochen eindeutig auf, dass die NINERS einige Schwachstellen haben, die sich selbst mit allen guten Vorsätzen nur begrenzt beheben lassen. Bisweilen gibt es Formationen, die offensiv gut funktionieren, aber defensiv sehr anfällig sind. Im Gegenzug sieht man mitunter Line-Ups, die den Laden hinten zwar ganz ordentlich zusammenhalten, doch dafür vorn oft zu wenig Output erzeugen. Das richtige Mittelmaß ließ sich, teils auch durch Verletzungen und Spielerwechsel beeinflusst, in bislang 37 Pflichtpartien einfach nicht finden und dennoch gibt es Punkte, an denen die NINERS ansetzen können. Hochprozentige Trefferquoten lassen sich nicht erzwingen, aber gerade in der Verteidigung und beim Reboundduell könnten die Chemnitzer doch etwas mehr Einsatz zeigen, als es in den letzten Partien teils der Fall war. Und auch vorn scheint eine mannschaftsdienlichere Spielweise möglich, wie die Pastore-Mannen schon bei einigen ihrer bislang 15 Saisonsiege bewiesen.

All dem waren und sind sich die Spieler auch selbst bewusst, weshalb sie in den letzten Tagen nicht nur beim Training mit hohem Einsatz zu Werke gingen, sondern sich auch intern, mal ganz für sich, ohne Trainer und Betreuer zusammensetzten. Der Tenor war eindeutig – man kann und will sich am eigenen Schopfe aus dem Schlamassel ziehen, gemeinschaftlich mindestens eine Schippe drauf packen und sich schon gegen Ludwigsburg wieder konkurrenzfähig präsentieren. Die RIESEN, welche am Donnerstag um 18 Uhr in der Messe Chemnitz gastieren, sind in der Tat ein echter Gradmesser. Zwar erlebten die Baden-Württemberger insbesondere um die Demission ihres vormaligen Cheftrainers John Patrick eine äußerst holprige Phase und konnten von Anfang Februar bis Mitte April nur zwei von zehn Pflichtpartien gewinnen, doch zuletzt zeigte sich das Team unter dem neuen Headcoach Lars Masell stabilisiert. Dem erwartbaren 79:74-Erfolg in Göttingen ließ Ludwigsburg jüngst einen durchaus beachtlichen 89:78-Heimsieg gegen wiedererstarkte Hamburger folgen und liegt nunmehr nur einen Sieg hinter den NINERS. Wie diese haben auch die RIESEN eindeutige Stärken und Schwächen. Einerseits weisen sie die schlechteste Feldwurf- (38.4 %) und Freiwurf-Quote (65.4) aller BBL-Teams auf. Andererseits ist Ludwigsburg das mit Abstand beste Reboundteam, holt pro Partie fast 40 Abpraller, davon mehr als 15 am offensiven Brett. Außerdem krallen sich die RIESEN die meisten Ballgewinne (9.3) und leisten sich zugleich die wenigsten Ballverluste (10.9) aller Bundesligisten. Nicht zuletzt ist Ludwigsburg, fast schon traditionell, eine der besten Defensivmannschaften und gestattet seinen Kontrahenten diese Saison im Schnitt nur 73.6 Punkte – auch wenn das bisweilen zulasten des Foulkontos geht. Im Schnitt sind es 23.2 Verstöße pro Partie und damit nur marginal weniger Fouls als die in jener Statistik „führenden“ Teams aus Heidelberg (24.4) und Oldenburg (23.3).

Intensive Verteidigung, aggressives Rebounding, verlustarmer Ballvortrag – all das klingt nach einem Team, welches den NINERS durchaus Kopfzerbrechen bereiten könnte. Hinzu kommt die relative Ausgeglichenheit der Ludwigsburger. Gerade das Scoring verteilt sich auf viele Schultern, wobei das US-Quintett um Ezra Manjon (13.4), Joel Scott (11.3), Justin Simon (11.1), Hunter Maldonado (9.5) und Booker Coplin (6.4) zumeist vorangeht. Aber auch von Routinier Yorman Polas-Bartolo (8.8), Centerhüne Jonas Wohlfahrt-Bottermann (3.5), Brandon Tischler (2.0), Zwillingsbruder des Chemnitzer Nicho Tischler, und Julius Baumer (1.7) kommen regelmäßig wichtige Impulse, gerade als zuletzt die beiden Patrick-Brüder Jacob (9.0) und Johannes (3.1) angeschlagen fehlten. Das NINERS-Team wird am Donnerstag also mehr als nur gefordert sein und muss sich in nahezu allen Bereichen steigern, wenn man einen Sieg einfahren und damit den eigenen Playoffhoffnungen neues Leben einhauchen möchte. Die Motivation auf Seiten der Chemnitzer Spieler scheint zweifellos vorhanden – und der lautstarken Unterstützung ihrer außergewöhnlichen Fans können sie sich auch diesen Donnerstag zweifellos gewiss sein. Gemeinsam zum Sieg – nur so kann’s gehen.

Dabei wollen auch einige ganz besondere Gäste mithelfen. Dank der Unterstützung des langjährigen NINERS-Partners SFZ CoWerk steht die Partie gegen Ludwigsburg ganz im Zeichen der Inklusion. Mehr als 30 sehbehinderte Menschen werden live in der Halle mitfiebern und können mittels Audio-Deskription und zweier Kommentatoren geradezu hautnah dabei sein. Außerdem stellt das SFZ CoWerk am Spieltag seine zahlreichen Projekte und Aktivitäten rund um die Inklusion von Menschen mit Handicaps vor. Unter anderem können sich Besucher selbst beim Rollstuhlbasketball ausprobieren, die Chemlympics-Triathleten und der Chemnitzer Ballspielclub stellen sich inklusive Mitmachangebot vor, ebenso wie die Initiative „Teilhabe Kultur“, welche Menschen mit Behinderung eine Kulturbegleitung ermöglicht. Zudem werden die Goalballer in der Halbzeitpause ihr beeindruckendes Können auf dem Feld zeigen, während man beim Quiz ein Original-Trikot der NINERS mit allen Unterschriften des Teams gewinnen kann. Also schaut gern vorbei, macht mit und setzt ein Zeichen für die proaktive Inklusion aller Menschen in unsere Gesellschaft!

 

TERMINE

NINERS Chemnitz vs. MHP RIESEN Ludwigsburg, Donnerstag, 01.05.2025, 18:00 Uhr, Messe Chemnitz

NINERS Chemnitz vs. ROSTOCK SEAWOLVES, Sonntag, 04.05.2025, 16:30 Uhr, Messe Chemnitz

Veolia Towers Hamburg vs. NINERS Chemnitz, Mittwoch, 07.05.2025, 18:30 Uhr, Inselpark Arena Hamburg

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